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Wie soll ich mit den zu Pflegenden über ihren Konsum sprechen?
Sie wollen oder müssen mit Ihren zu Pflegenden ein Gespräch über deren Alkoholkonsum führen. Möglicherweise fühlen Sie sich bei dem Gedanken daran unsicher. Vielleicht befürchten Sie, dass die Betroffenen Ihnen sagen, dass es sie nichts angeht und verärgert oder sogar aggressiv darauf reagieren.
Sie könnten Ihnen auch vorwerfen, dass sie Unrecht haben und Sie sie mit ihren „Unterstellungen“ gekränkt haben. Möglicherweise denken Sie auch, dass es ihnen peinlich ist und Sie wollen sie nicht in eine solche Situation bringen. Es kann aber auch sein, dass die Betroffenen froh sind, dass Sie sie ansprechen.
Sucht ist immer noch stigmatisiert. Überlegen Sie, wie Sie selbst angesprochen werden möchten, wenn Sie suchtkrank wären.
Sie finden hier Hinweise darauf, wie Sie ein solches Gespräch führen können. Sehr wahrscheinlich kennen Sie die zu Pflegenden schon länger und haben eine Beziehung zu ihnen aufgebaut.
In dem Gespräch geht es nicht darum, Recht zu behalten oder den Betroffenen etwas nachzuweisen. Begegnen Sie ihnen einfühlsam und wertschätzend und akzeptieren Sie ihre Sichtweise.
Ein Gesprächseinstieg könnte sein:
„Ich komme jetzt schon länger zu ihnen und mag sie wirklich gerne, aber in der letzten Zeit denke ich auch in meiner Freizeit an sie. Deshalb dachte ich, dass ich ihnen mitteile, welche Gedanken und Sorgen ich mir mache. Ist es ihnen recht, wenn ich darüber spreche?“
„Frau/Herr …. Wir kennen uns jetzt schon lange und ich komme gerne zu Ihnen. Darf ich sie heute einmal auf etwas Persönliches ansprechen?“
Dies sind nur zwei Beispiele. Wählen Sie einen persönlichen Einstieg, sprechen Sie von sich und vergewissern Sie sich, dass Sie weitersprechen dürfen.
Das Thema:
„Sie sind häufiger gestürzt (Blutwerte sind schlechter geworden etc.) und ich habe mir überlegt, ob es daran liegt, dass sie Alkohol weniger gut vertragen.“ Oder, wenn Ihr Verhältnis sehr stabil ist: „Ich mache mir Sorgen um Ihre Gesundheit, wenn ich die leeren Alkoholflaschen sehe.“
„Das ist ja so, dass ältere Menschen Alkohol nicht mehr so gut vertragen können. Darf ich sie darüber informieren?... Haben Sie schon einmal daran gedacht, etwas an ihrem Alkoholkonsum zu verändern?“
Der Abschluss
Es ist nicht hilfreich, mit den zu Pflegenden über Trinkmengen oder Diagnosen zu diskutieren. Wählen Sie einen versöhnlichen Abschluss, der die Tür für ein weiteres Gespräch offen lässt. Es ist auch gut, wenn Sie Informationsmaterial da lassen können.
„Mir war es heute wichtig, das Thema einmal anzusprechen. Wir können gerne jederzeit noch einmal darüber reden.“
„Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie darüber erst einmal in Ruhe nachdenken möchten. Ich würde mich freuen, wenn wir in einiger Zeit noch einmal darüber sprechen könnten.“
Beispiel für ein weiterführendes Gespräch
„Ich weiß, wir haben am …. ein Gespräch geführt über …. Wir hatten darüber unterschiedliche Meinungen.“ Wir haben in unserem Team zusammen überlegt und sind zu der Einschätzung gekommen, dass wir uns Sorgen machen (sie sich mit ihrem Verhalten selbst schaden/oder anderen schaden). Daher ist heute xxx dabei, die Ihnen das einmal genau darlegen wird. Wir möchten Ihnen Folgendes vorschlagen.“
Bill Miller und Steve Rollnick entwickelten eine Gesprächstechnik, die „Motivational Interviewing (MI)“ oder Motivierende Gesprächsführung heißt und Änderungsprozesse unterstützen soll. Dabei sind vier Prinzipien zu berücksichtigen:
- Akzeptanz (Anerkennung der Autonomie)
- Mitgefühl
- Partnerschaftliche Zusammenarbeit
- Wachrufen von Fähigkeiten und Fertigkeiten
Gerade ältere Menschen können häufig auf Erfahrungen zurückblicken und sich erinnern, wie sie schwierige Situationen gemeistert haben. Sie sind dennoch gegenüber Neuem häufig abwehrend, zumindest ambivalent. Motivierende Gesprächsführung fördert die Änderungsbereitschaft vor dem Hintergrund der Werte und Ziele von Menschen.
Möchten Sie mehr darüber wissen oder sich in dieser Technik schulen lassen, so finden Sie Informationen unter folgenden Links:
Veranstaltungen der Quest-Akademie (Zertifikatsweiterbildung)
www.gk-quest.de
www.motivational-interview.de
Bildung-Beratung-Bethel (Zertifikatsweiterbildung)
www.bildung-beratung-bethel.de
MINT The Motivational Interviewing Network of Trainers (englisch)
mit Unterstützung der Begründer Bill Miller and Steve Rollnick
www.motivationalinterviewing.org
Bitte beachten Sie, dass die hier genannten Angebote nur eine Auswahl darstellen und es noch weitere Angebote gibt.