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Häufig gestellte Fragen bei vermutetem Psychopharmakamissbrauch

  1. Was sind Psychopharmaka?
  2. Warum werden Psychopharmaka verschrieben?
  3. Kann ich Psychopharmaka in der Apotheke kaufen?
  4. Haben Psychopharmaka Nebenwirkungen?
  5. Kann ich von Tranquilizern/ Benzodiazepinen abhängig werden, wenn ich sie nach ärztlicher Vorgabe einnehme?
  6. Wie kann ich den Unterschied zwischen altersbedingten Störungen oder Auffälligkeiten und einem missbräuchlichen Substanzkonsum erkennen?
  7. Was kann ich tun, wenn ich bei einem älteren Menschen einen nicht angemessenen Gebrauch von Medikamenten vermute?
  8. Kann ich einem älteren Menschen seine Benzodiazepine oder andere Psychopharmaka wegnehmen, wenn ich sicher bin, dass diese falsch angewendet werden?
  9. Was kann ich tun, wenn die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt das Gespräch mit mir verweigert?
  10. Gibt es Gründe, warum eine langjährige Verschreibung von Benzodiazepinen aufrechterhalten wird?

Was sind Psychopharmaka?

Psychopharmaka sind Arzneimittel, die hauptsächlich auf das Zentrale Nervensystem wirken und dort biochemische und physiologische Vorgänge beeinflussen. Dadurch werden Denken, Gefühle und das Verhalten eines Menschen verändert. Psychopharmaka werden bei psychischen Störungen und neurologischen Erkrankungen verordnet, aber auch, um Symptome organischer Krankheiten zu behandeln.

Sie lassen sich in folgende Gruppen einteilen:

  • Antidepressiva
  • Neuroleptika
  • Tranquilizer
  • Phasenprophylaktika (z.B. Lithium)
  • Psychostimulantien
  • Halluzinogene
  • Antidementiva

Warum werden Psychopharmaka verschrieben?

Antidepressiva wirken bei Depressionen stimmungsaufhellend, antriebssteigernd oder angstmindernd. Neuroleptika werden bei Psychosen gegen Halluzinationen und Wahnideen verordnet, aber auch bei Schlafstörungen eingesetzt. Tranquilizer sind Beruhigungsmittel, wirken also beruhigend, angstlösend und schlafanstoßend. Zu dieser Gruppe gehören die Benzodiazepine und Z-Substanzen.

Psychopharmaka sind bei der Behandlung schwerer psychischer Störungen wie Schizophrenien, akuten Ängsten, schweren depressiven Störungen mit akuter Suizidalität unentbehrlich. Sie beseitigen allerdings nicht die eigentliche Erkrankung, lindern aber deren Beschwerden.

Kann ich Psychopharmaka in der Apotheke kaufen?

Nein. Psychopharmaka sind verschreibungspflichtige Arzneimittel. Sie bekommen sie in der Apotheke nur auf Rezept.

Haben Psychopharmaka Nebenwirkungen?

Es ist wichtig zu wissen, dass Psychopharmaka häufig ihre Wirkung erst nach einigen Wochen Einnahme zeigen. Möglicherweise verschlimmern sich anfangs sogar die Symptome. Um zu beurteilen, ob und wie ein spezielles Medikament wirkt, muss man dieses eine gewisse Zeit einnehmen. Es gibt auch nicht ein bestimmtes Medikament gegen eine bestimmte Erkrankung, da jeder Mensch anders darauf reagiert. Antidepressiva können zu Verstopfungen, Gewichtszunahme, niedrigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Zittern, Potenzstörungen, Halluzinationen und trockenen Schleimhäuten führen.

Neuroleptika können ähnliche Nebenwirkungen wie Antidepressiva hervorrufen und darüber hinaus zu Bewegungsstörungen (Dyskinesien), d.h. Zungenschlund- und Blickkrämpfen führen. Auch kann es zu einem starken Bewegungsdrang oder Parkinsonsymptomen kommen.

Die Nebenwirkungen von Tranquilizern sind Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit, eingeschränktes Reaktionsvermögen oder auch besonders bei Älteren Erregungszustände und Verwirrtheit. Werden sie über eine längere Zeit eingenommen, so führt dies zu einer Abhängigkeit.

Kann ich von Tranquilizern/Benzodiazepinen abhängig werden, wenn ich sie nach ärztlicher Vorgabe einnehme?

Ja. Sie sollten nicht länger als 4- 8 Wochen eingenommen werden. Eine Einnahme über Monate hinweg macht auch bei einer niedrigen Dosierung abhängig.

Wie kann ich den Unterschied zwischen altersbedingten Störungen oder Auffälligkeiten und einem missbräuchlichen Substanzkonsum erkennen?

Häufige Stürze, Gangstörungen, Schwindel, Benommenheit, Gedächtnisprobleme, Antriebsminderung und Interesselosigkeit können sowohl altersbedingt als auch Nebenwirkungen eines längeren Benzodiazepinkonsums sein. Erheben Sie genau, welche Medikamente ihre zu Pflegende bzw. ihr zu Pflegender einnimmt und achten Sie auf folgende Anzeichen:

  • Schläfrigkeit bis in den späten Vormittag
  • Steigerung der Dosis, um die gewünschte Wirkung zu erzielen
  • Rezepte werden von verschiedenen Ärzten geholt
  • Häufigerer Wechsel der Ärzte
  • Häufiger Wechsel der Apotheke
  • Heimliche Einnahme der Medikamente
  • Heimliches Anlegen einer Reserve
  • Unruhe und Angst, wenn nur noch wenige Tabletten verfügbar sind

Was kann ich tun, wenn ich bei einem älteren Menschen einen nicht angemessenen Gebrauch von Medikamenten vermute?

Erheben Sie genau, was der ältere Mensch einnimmt. Erstellen Sie dazu eine Medikamentenliste. Achten Sie auch auf leere Medikamentenverpackungen, deren Verschreibungsweg sie nicht einordnen können. Vergleichen Sie die Medikamente mit der Priscus-Liste. Machen Sie ggf. Ihre Leitung oder den behandelnden Arzt darauf aufmerksam, dass ihr zu Pflegender Medikamente erhält, die nach der Priscus-Liste für ältere Menschen nicht geeignet sind. Manchmal ist eine Umstellung auf ein anderes Präparat problemlos möglich. Auch die Einbeziehung von Angehörigen kann hilfreich sein.

Kann ich einem älteren Menschen seine Benzodiazepine oder andere Psychopharmaka wegnehmen, wenn ich sicher bin, dass diese falsch angewendet werden?

Nein, auf keinen Fall. Hat jemand über lange Zeit Benzodiazepine eingenommen, so müssen diese langsam herunterdosiert und ggf.entzogen werden. Ein abruptes Absetzen kann zu lebensbedrohlichen Entzugssymptomen führen. Ein Benzodiazepinentzug sollte nur in Absprache mit dem Betroffenen und dem behandelnden Arzt erfolgen. Beobachten Sie Nebenwirkungen durch die Einnahme von Antidepressiva oder Neuroleptika, teilen Sie diese dem behandelnden Arzt mit. Möglicherweise gibt es Alternativpräparate, die bei diesem Menschen weniger Nebenwirkungen haben.

Was kann ich tun, wenn die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt das Gespräch mit mir verweigert?

Geben Sie die von Ihnen erstellte Medikamentenliste an Ihre Leitung weiter, damit diese sich mit den behandelnden Ärzten in Verbindung setzt. Ihr Apotheker ist sicher gerne bereit, die verordneten Medikamente daraufhin zu begutachten, ob sie für ältere Menschen geeignet sind und welche Wechselwirkungen zwischen ihnen bestehen.

Gibt es Gründe, warum eine langjährige Verschreibung von Benzodiazepinen aufrechterhalten wird?

Ja. Es gibt Patienten, z.B. mit Angsterkrankungen, die erst durch die Verschreibung von Benzodiazepinen wieder aktiv am Leben teilnehmen und ihren Alltag bewältigen können. Häufig ist es auch so, dass die neu in die Pflege aufgenommenen älteren Menschen schon über einen langen Zeitraum Benzodiazepine einnehmen. Dann ist es im ersten Schritt wichtig zu überprüfen, dass sie kein Präparat erhalten, welches laut Priscus-Liste wegen zu langer Halbwertzeiten für diese Menschen ungeeignet ist. Eine Risikoanalyse der Einnahme und Gespräche mit den zu Pflegenden und den behandelnden Ärzten entscheiden darüber, ob ein Absetzversuch nötig und möglich ist.



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